Donnerstag, 22. Dezember 2005

Meine besten Freundinen oder die drei Affen (21-12-05)

Einverstanden, ich gebe zu, dieser Titel klingt zunächst vielleicht etwas seltsam! Erstens haben Männer ja eher selten eine 'beste Freundin', noch seltener mehrere davon, und wenn doch, dann ist es meistens unklug von ihnen, darüber öffentlich zu reden; häuslicher Stress ist nämlich das letzte, was wir mögen. Zweitens verbietet sich jeder Vergleich zwischen Freundinnen und Affen von selbst, man weiss ja schliesslich, was sich (nicht) gehört! ;-)

Es geht diesmal also um meine besten Freundinnen, über die ich gefahrlos und öffentlich reden kann und die in einer bestimmten Beziehung zu drei Affen stehen.

Alles klar jetzt? ... ach, immer noch nicht verstanden? ... ich habe ich mich doch aber wohl klar genug ausgedrückt - also gut, ich erkläre es noch ein letztes Mal! *kopfschüttelundgenervtguck*
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Wenn wir ganz ehrlich sind, so oder so ähnlich oder so ähnlich läuft Unterricht ja manchmal ab! Einer redet unverständliches Zeug, und wenn die Lernenden dann bei der Erfolgskontrolle versagen, reagiert er auch noch beleidigt. Genau diese Erscheinung liegt aber der verbreiteten Erwartungshaltung der meisten Schülergehirne zugrunde und damit kommen wir jetzt zu den drei Affen, die wohl jeder kennt.

Diese drei populären Tierchen symbolisieren durch ihre Körperhaltung die (Un-)Tätigkeiten des

- nichts sehen
- nichts hören
- nichts sagen

und genau das erwartet leider ein Schülergehirn vom Unterrricht. Es geht nämlich selbstverständlich vor Beginn der Stunde davon aus, dass es auch diesmal mal wieder nichts zu sehen, hören oder sagen geben wird, und wenn man man bedenkt, dass der durchschnittliche Redebeitrag pro Schüler und Schulstunde bei ca. 8 Sekunden (!) liegt, ist dies auch noch bedauerlicherweise berechtigt.

Und wann kommt denn nun die beste Freundin, wer ist das überhaupt? So überraschend das klingen mag, aber die beste Freundin des oder der Lehrenden ist - die Stille! Gemeint ist die eigene Stille, oder, anders und deutlicher ausgedrückt, das mal-die-Klappe-halten! Hier können dann endlich auch mal die Lernenden zu ihrem Recht kommen.

Die Stille als beste Freundin des oder der Lehrenden hat auch noch eine ausgesprochen attraktive Schwester, nämlich die Hirnpause! Dabei handelt es sich, wenn man so will, um die 'kreative' Seite der Stille, in der der Gehirn zum Spielen angeregt wird. Einmal zum Spielen angeregt, nimmt das Gehirn dann aber bevorzugt über das Gehör auf! Lernt also jemand gerne bei laufender Musik, ist nicht falscher als das beliebte "Mensch, mach jetzt die Musik aus und konzentrier' dich endlich!"

Überhaupt sind unsere Unterrichtsgepflogenheiten teilweise merkwürdig! Schon mal darüber nachgedacht, welche Bedeutung alleine in dem Wort Frontal-Unterricht steckt? Fronten gibt es vorwiegend in Konflikten, Generäle lieben den Frontalangriff, und 'Front machen' heisst, eine drohende Haltung einnehmen. Und so ist Unterricht verbreitet aufgebaut!

Es ist folglich kein Wunder, dass eine Informationsgesellschaft wie die deutsche international immer weiter zurückfällt, man denke da nur an PISA usw. Für neue Informationen bedarf es neuer Ideen, aber die Möglichkeit, diese entwickeln zu können, verweigern wir den Schülern unserer Schulen mt den tradierten Unterrichtsformen. Wo, um im militärischen Jargon zu bleiben, alles auf ein Kommando hört, entwickeln sich in den Gehirnen keine eigenen Ansätze!

Überhaupt - das Gehirn mal wieder! Es ist so ganz anders als wir alle, es macht nämlich keine Fehler, niemals! Es lernt lediglich in der vorgegebenen Weise, und vor diesem Hintergrund gewinnen die Begriffe Legasthenie und Dyskalkulie eine neue Qualität - es gibt sie nämlich eigentlich nicht. Was es wohl aber gibt, sind Lernende mit einer sehr hohen Wahrnehmungsintelligenz, die alles erbarmungslos behalten, was ihnen zu Lernen angeboten wird. Ein Legastheniker hat beim Schreiben eines Wortes einfach nur mehr erlente Möglichkeiten dafür zu Verfügung und trifft daraus eine Auswahl - und diese ist nicht notwendigerweise diejenige, die der Duden vorgibt.

Würde in unseren Unterrichten mehr die schnelle und lernbegierige rechte Hemisphäre des Hirns adressiert, wären wir viel erfogreicher, stattdessen adressieren wir seit Jahrhunderten den unverdrossen den langsam arbeitenden ZDF(Zahlen-Daten-Fakten)-Speicher der linken Hemisphäre.

Es gibt verschiedene Techniken hierfür, darunter inzwischen auch rechnergestützte. Ein derartige SW findet sich ab Freitag mittag auf Prof. Schmid's HP unter http://www.wolfgang-schmid.de
elisabeth-hauss - 29. Dez, 13:27

Frontalunterricht

Hallo Clarisax, klar nur Frontalunterricht ist natürlich schlecht, das Elend kennen wir ja alle noch aus unserer eigenen Schulzeit, ewig dieselbe Leier.
Allerdings werden auch wir in unserem Berufsleben künftig nicht drumrumkommen, Lerninhalte auch durch Forntalunterricht zu vermitteln, weil das mit Grundlagen sonst schwierig ist. Eine alternative Unterrichtsform kann ja immer nur auf Grundwissen aufbauen.
Ohne hier Deinen Beitrag kritisieren zu wollen, ich finde,daß der Frontalunterricht immer schlechter gemacht ist als er wirklich ist, denn auch dort gibt es Unterschiede, die ja auch immer von der Klasse abhängig sind, klar, vom Lehrer natürlich auch. Ich hatte während meiner Schulzeit auch ganz tollen Frontalunterricht, bei dem wir wirklich was gelernt haben und wo kein militarisiertes Lernklima herrschte.
Außerdem muss man eine Klasse auch erst langsam an dieses alternative Lernen heranführen, von jetzt auf gleich geht das nicht, weil die meisten Schüler darauf gar nicht eingestellt sind.
Frohes neues Jahr!

juliah - 5. Jan, 19:19

Sind Deine...

...besten Freundinnen auch vielleicht Deine 3 Affen:-)? Stell sie Dir ma nacheinander vor, vergleiche sie mit einem Affen und amüsiere Dich!

Warum meinst Du, dass Männer nur eine ,, beste`` Freundin haben dürfen und dass es unklug wäre, öffentlich darüber zu reden. Warum soll ein Mann, wenn er nicht verheiratet ist oder verheiratet ist, nicht Freundinnen haben dürfen? Es muss ja nicht immer eine eheliche Beziehung sein!

clarisax - 5. Jan, 20:32

Hast schon recht, aber ich brauchte halt einen Aufhänger für meinen Beitrag ... :-)
juliah - 5. Jan, 19:23

Meiner Meinung nach...

...ist es nicht so, dass man inder Regel im Unterricht durch unverständliches Gerede eines Mitschülers zum Versagen bei der Erfolgskontrolle geführt werden kann. Denn wo bleibt die Intervention des Lehrers in einem sollchen Falle. Es gibt sicherlich Schüler, deren Erwartungshaltung so ausgerichtet ist, dass sie sich zu Beginn der Stunde auf das Nichts - Sehen, das Nichts - Sagen und das Nichts - Hören eingestellt haben, aber das ist schon die Haltung eines durch Unterricht permanent frustrierten Schülers. Auch ist der Erfolg des Unterrichts am Redebeitrag eines einzelnen Schülers pro Schulstunde zu messen, da der Unterrichts durchaus viele Phasen haben kann, in denen der Schüler nicht zum Reden kommt. In diesen Phasen hält der Lehrer - wie Du sagst - durchaus die Klappe.

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