Donnerstag, 22. Dezember 2005

Meine Lady - die Klarinette

Auf der Klarinette angefangen habe ich 1966 als 10-jähriger und mein erstes eigenes Instrument war dann in 1968 eine Konzertklarinette der Firma F. A. Uebel aus Markneukirchen in der damaligen DDR. Mein Vater war als Pfarrer häufig "drüben" und schmuggelte sie über die Grenze, er muss damals Blut und Wasser geschwitzt haben. Uebel baute Konzertinstrumente von höchster Qualität, eigentlich war das Instrument für mich viel zu schade. Es handelte sich bei ihr um eine Klarinette mit deutschem Griff-System, das eigentlich nur im deutschen Sprachraum gespielt wird. Aufgrund ihrer großen Bohrung haben deutsche Klarinetten einen einzigartig typischen, dunkel-weichen Klang, dennoch ist die weltweit verbreitetere Bauweise für Klarinetten das französische bzw. Boehm-System. Diese haben einen etwas schlankeren Klang, sind aber grifftechnisch vielseitiger und flexibler.

Meine Uebel wurde mir Anfang der 80'er Jahre bei einem Einbruch gestohlen, und ich stieg mit einer SELMER 10S um auf das Boehm-System. Es war eine arge Umstellung, aber da mein Herz immer schon für den Jazz geschlagen und ich von Benny Goodman, Artie Shaw und Peanuts Hucko geträumt hatte, wollte ich natürlich ein Instrument wie meine amerikanischen Idole spielen. Mit dieser Klarinette machte ich meine ersten CD-Aufnahmen und kaufte mir später auch noch das Nachfolgermodell 10S II, aber obwohl beide mir immer treu waren und mich nie im Stich ließen - rundum glücklich war ich nie mit ihnen.

Dies änderte sich erst mit meiner Büffet-Crampon R13, die ich mir vor vier Jahren zulegte. Ihr Preis bescherte mir beinahe eine ernsthafte Ehe-Krise, aber sie war es wert! Sie ist eine Lady, eine Königin und mein Traum! Büffet-Crampon hat sich mit ihr am Klangideal amerikanischer Orchesterklarinettisten und Solisten der 40'er und 50'er Jahre orientiert und ihr voller, runder Klang vereinigt das beste aus beiden Klarinetten-Welten, der deutschen und der französischen. Dieser Klarinette werde ich mit Sicherheit treu bleiben, die 20-jährige Suche hat sich gelohnt! ;-)

Zu den Saxophonen komme ich später einmal in einem anderen Beitrag - ich denke, jetzt werde ich erst 'mal ein gutes Glas Rotwein auf das Wohl meiner 'Lady' trinken! :-))

Meine Instrumente und ich

Als Musiker entwickelt man im Laufe der Jahre eine echte Beziehung zu seinen Instrumenten. Nein, nicht zu dem Instrument als solchen, sondern zu dem individuellen Instrument, das man spielt. Ähnlich wie in einer Partnerschaft dauert die Suche sogar ganz schön lange und man muss viele ausprobieren, bis man das richtige gefunden hat.

Da mir diese Art der Kommunikation per Weblog richtigen Spaß macht, werde ich hier einfach etwas über meine Instrumente schreiben, sind sie und die Musik doch neben meiner Familie das Wichtigste in meinem Leben.

Meine besten Freundinen oder die drei Affen (21-12-05)

Einverstanden, ich gebe zu, dieser Titel klingt zunächst vielleicht etwas seltsam! Erstens haben Männer ja eher selten eine 'beste Freundin', noch seltener mehrere davon, und wenn doch, dann ist es meistens unklug von ihnen, darüber öffentlich zu reden; häuslicher Stress ist nämlich das letzte, was wir mögen. Zweitens verbietet sich jeder Vergleich zwischen Freundinnen und Affen von selbst, man weiss ja schliesslich, was sich (nicht) gehört! ;-)

Es geht diesmal also um meine besten Freundinnen, über die ich gefahrlos und öffentlich reden kann und die in einer bestimmten Beziehung zu drei Affen stehen.

Alles klar jetzt? ... ach, immer noch nicht verstanden? ... ich habe ich mich doch aber wohl klar genug ausgedrückt - also gut, ich erkläre es noch ein letztes Mal! *kopfschüttelundgenervtguck*
_____________________

Wenn wir ganz ehrlich sind, so oder so ähnlich oder so ähnlich läuft Unterricht ja manchmal ab! Einer redet unverständliches Zeug, und wenn die Lernenden dann bei der Erfolgskontrolle versagen, reagiert er auch noch beleidigt. Genau diese Erscheinung liegt aber der verbreiteten Erwartungshaltung der meisten Schülergehirne zugrunde und damit kommen wir jetzt zu den drei Affen, die wohl jeder kennt.

Diese drei populären Tierchen symbolisieren durch ihre Körperhaltung die (Un-)Tätigkeiten des

- nichts sehen
- nichts hören
- nichts sagen

und genau das erwartet leider ein Schülergehirn vom Unterrricht. Es geht nämlich selbstverständlich vor Beginn der Stunde davon aus, dass es auch diesmal mal wieder nichts zu sehen, hören oder sagen geben wird, und wenn man man bedenkt, dass der durchschnittliche Redebeitrag pro Schüler und Schulstunde bei ca. 8 Sekunden (!) liegt, ist dies auch noch bedauerlicherweise berechtigt.

Und wann kommt denn nun die beste Freundin, wer ist das überhaupt? So überraschend das klingen mag, aber die beste Freundin des oder der Lehrenden ist - die Stille! Gemeint ist die eigene Stille, oder, anders und deutlicher ausgedrückt, das mal-die-Klappe-halten! Hier können dann endlich auch mal die Lernenden zu ihrem Recht kommen.

Die Stille als beste Freundin des oder der Lehrenden hat auch noch eine ausgesprochen attraktive Schwester, nämlich die Hirnpause! Dabei handelt es sich, wenn man so will, um die 'kreative' Seite der Stille, in der der Gehirn zum Spielen angeregt wird. Einmal zum Spielen angeregt, nimmt das Gehirn dann aber bevorzugt über das Gehör auf! Lernt also jemand gerne bei laufender Musik, ist nicht falscher als das beliebte "Mensch, mach jetzt die Musik aus und konzentrier' dich endlich!"

Überhaupt sind unsere Unterrichtsgepflogenheiten teilweise merkwürdig! Schon mal darüber nachgedacht, welche Bedeutung alleine in dem Wort Frontal-Unterricht steckt? Fronten gibt es vorwiegend in Konflikten, Generäle lieben den Frontalangriff, und 'Front machen' heisst, eine drohende Haltung einnehmen. Und so ist Unterricht verbreitet aufgebaut!

Es ist folglich kein Wunder, dass eine Informationsgesellschaft wie die deutsche international immer weiter zurückfällt, man denke da nur an PISA usw. Für neue Informationen bedarf es neuer Ideen, aber die Möglichkeit, diese entwickeln zu können, verweigern wir den Schülern unserer Schulen mt den tradierten Unterrichtsformen. Wo, um im militärischen Jargon zu bleiben, alles auf ein Kommando hört, entwickeln sich in den Gehirnen keine eigenen Ansätze!

Überhaupt - das Gehirn mal wieder! Es ist so ganz anders als wir alle, es macht nämlich keine Fehler, niemals! Es lernt lediglich in der vorgegebenen Weise, und vor diesem Hintergrund gewinnen die Begriffe Legasthenie und Dyskalkulie eine neue Qualität - es gibt sie nämlich eigentlich nicht. Was es wohl aber gibt, sind Lernende mit einer sehr hohen Wahrnehmungsintelligenz, die alles erbarmungslos behalten, was ihnen zu Lernen angeboten wird. Ein Legastheniker hat beim Schreiben eines Wortes einfach nur mehr erlente Möglichkeiten dafür zu Verfügung und trifft daraus eine Auswahl - und diese ist nicht notwendigerweise diejenige, die der Duden vorgibt.

Würde in unseren Unterrichten mehr die schnelle und lernbegierige rechte Hemisphäre des Hirns adressiert, wären wir viel erfogreicher, stattdessen adressieren wir seit Jahrhunderten den unverdrossen den langsam arbeitenden ZDF(Zahlen-Daten-Fakten)-Speicher der linken Hemisphäre.

Es gibt verschiedene Techniken hierfür, darunter inzwischen auch rechnergestützte. Ein derartige SW findet sich ab Freitag mittag auf Prof. Schmid's HP unter http://www.wolfgang-schmid.de

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